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Musik und Tänze aus Peru auf Schloss Dyck

VON HANSGEORG MARZINKOWSKI

RHEIN-KREIS | (Nima) „Durch die Kraft der Musik sind Menschen und Kulturen weltweit miteinander verbunden.“ Davon ist Anette Maiburg, die künstlerische Leiterin des Niederrhein-Musikfestivals, felsenfest überzeugt. Sie trotzt den schweren Pandemie-Zeiten mit einem angepassten Konzept: „Unter einem Himmel zeigen wir Musikkulturen der Welt, hauptsächlich in unterhaltsamen Freiluftkonzerten, die einem in der Anzahl reduzierten Publikum einen sicheren Musikgenuss garantiert.“ Alle Konzerte werden zweimal aufgeführt. Dabei überrascht es, dass vor allem das erste Konzert (16 Uhr) gebucht wird.

So auch jetzt auf Schloss Dyck, wo das erste Konzert mit 80 Plätzen ausverkauft war, hingegen sah das zweite Konzert um 18 Uhr 60 Besucher. Mit „Classica Latina“ setzte Anette Maiburg ihre niveauvolle Reihe der Weltmusik fort. Diesmal ging es um die Musik Perus: Als Ursprungsland alter Zivilisationen sowie Schmelztiegel andischer, afrikanischer und europäischer Kulturen kann sich Peru einer 6000 Jahre alten Tradition in Musik und Tanz rühmen.

Das Ensemble begann mit temperamentvollen Liedern und Tänzen aus dem „Codex Trujillo of Peru“ (1789) für Flöte (Anette Maiburg), Gitarre (Juan Carlos Navarro), Kontrabass (Alex Morsey) und Percussion (Pablo Sáez). Hier treffen bereits andine Melodien auf die Einflüsse spanischer Harmonik (Música criolla) und afrikanischer Rhythmik. Wunderbar zusammengeführt von musikalischen Profis, die auch als Solisten glänzten: Juan Carlos Navarro spielte eine starke peruanische „Konzertgitarre“, Alex Morsey lieferte saubere Schwerstarbeit am Kontrabass bei einem „Gedicht“, Anette Maiburg durfte in modernen Kompositionen afro-peruanischer Künstler ihre Virtuosität ausspielen, Pablo Sáez zeichnete sich durch abwechslungsreiche Ideen vor allem beim Cajon aus.

Dazu kamen faszinierende Tänze aus den zentralen Anden Perus. In wechselnden farbigen Kostümen zeigte Kathye Edith Molina de Stork, was die traditionellen Tänze Cachua und Huaino bis heute so beliebt macht. Als sie dann bei einem „Caminando“ zum Eselsgebiss griff, war die Verwunderung groß. Tatsächlich ist das Kieferskelett mit Zähnen eines Esels in Peru ein weit verbreitetes perkussives Instrument.

Natürlich durfte auch „El cóndor pasa“ nicht fehlen: Die weltweit bekannte Andenmelodie, die der peruanische Komponist Daniel Alomía Robles im Jahr 1913 aufschrieb, ist seit 2004 „kulturelles Erbe der Nation“. Im gleichen Jahr schrieb der peruanische Flötist und Komponist Cesar Peredo ein „Nardamelon“. In der „Classica Latina“-Fassung glaubte man, auf Schloss Dyck Meeresrauschen an Perus Pazifikküste zu hören – zugleich versank die Sonne.